Hoch hinaus
Letzte Woche habe ich erlebt, was 300 Höhenmeter ausmachen können. Wir sassen in Bischofszell im Nebel. Der Wetterbericht meinte, dass die Nebeldecke dicht ist und die Ostschweiz die Sonne kaum zu Gesicht bekommt. Ich startete am Morgen im Nebel zu meinem Coiffeure-Termin. Der Nachbarsort liegt ca. 6km entfernt und knapp 100 Höhenmeter höher. Und dort drückte schon die Sonne durch.
Diese zog mich dann nach meinem frischen Haarschnitt noch etwas mehr in die Höhe. 10 Minuten später, auf dem Tannenberg angekommen, offenbarte sich mir ein herrliches Panorama zum Alpstein und über das Nebelmeer.
Im Leben gibt es auch Situationen, wo wir im Nebel festsitzen, uns die Sicht auf das Wesentliche verwehrt ist. Da hilft es, etwas Abstand zu nehmen oder die Situation aus der Vogelperspektive (Metaebene) zu betrachten. Ein Coaching kann dem helfen, der das Wesentliche aus den Augen verloren hat. Im Coaching können bleibende Werte, Stärken und weitere Aspekte wieder ans Licht kommen, die im Nebel verborgen bleiben.
Mein Spaziergang ging über Felder und durch Wälder und ich habe die Facetten des Herbstes während dem Laufen wahrgenommen und meine Gedanken davon inspirieren lassen.
Bäume
Die Bäume stehen zum Teil noch in wundervoller herbstlicher, goldiger Farbpracht. Bei anderen hat der letzte Sturm sämtliche Blätter von den Ästen gefegt und diese liegen nun in einem prächtigen Teppich zu meinen Füssen. Beides kenne ich auch aus meinem Leben. Manchmal läuft alles wie am Schnürchen und ich kann in meinem Tun und Ergehen so richtig wunderbar erstrahlen. Aber dann kommt ein Sturm auf und nichts ist mehr so, wie es einmal war. Alles scheint kalt, karg und eintönig.
Wie gut ist es da, wenn die Wurzeln halten und die Äste trotzdem ihre Form wahren. Denn jetzt kommt für sie eine wichtige Zeit der Regeneration. Sie haben ihre Früchte und ihr Blätterdach abgelegt. In der Ruhe und Kargheit tanken sie für das kommende Frühjahr auf, wenn alles wieder neu erblüht.
Bodenbeschaffenheit
Etwas Letztes fällt mir auf meinem Spaziergang auf. Schmutzige Schuhe sind nach herbstlichen Läufen keine Seltenheit. Der Boden ist oft feucht und trocknet nicht mehr richtig aus. Nebst dem wundervollen und auch etwas rutschigen Laub bin ich heute einigen Pfützen begegnet. Und in einer habe ich eine faszinierende Entdeckung gemacht. Da hat sich mitten im Wald am Boden ein Baum gespiegelt und ist mir ins Auge gestochen. Er hat sich klein, aber in voller Klarheit gezeigt. Seine kargen Äste sind in der Pfütze deutlich zu erkennen. So birgt der feuchte und modrige Boden wertvolle Schätze. Aber es kommt auf die Betrachtungsweise an. Sehe ich den rutschigen, nassen Matsch oder entdecke ich darin die natürlichen Schönheiten.
Wie oft passiert mir das auch bei meinen Mitmenschen! Ich sehe ihre Schwächen und übersehe leider ihre Stärken. Auf die Betrachtungsweise kommt es an. Auch in meinem Umfeld möchte ich wieder neu das entdecken, was mir mein Umfeld, meine Liebsten durch ihr Leben und ihr Sein schenken. Ein freundlicher Blick, eine hilfsbereite Geste, ein geteiltes Erlebnis sind wertvolle Schätze in der Hektik des Alltags.
Sonnenstrahlen
Die Sonne hat dann am Nachmittag auch Bischofszell erreicht und den Blick auf unsere Skyline geschärft. Mich fasziniert der Unterschied.
Anregungen zum Weiterdenken:
- Wie gelingt dir die Vogelperspektive in einer herausfordernden Situation?
- Wo erhellen in deinem Leben Sonnenstrahlen die Nebellandschaft?
- Wie regenerierst du dich?
- Welche Form kannst du trotz einem Sturm im Leben beibehalten und wo sind deine Wurzeln verankert?
- Worauf achtest du bei deinen Mitmenschen? Welche Stärken erkennst du? Was schätzt du an ihnen?
- Siehst du das Mühsame, Schmutzige in deiner Situation oder erkennst du darin das gespiegelte, wunderbare Etwas, das es da auch zu entdecken gibt? Wo erreichen heute wärmende Sonnenstrahlen deine Seele?